Wenn ich das Wirt ‚kreativ’ höre oder lese, überkommt mich ein Unwohlsein.
Wer auf dieser wohl eingerichteten Erde ist denn kreativ? Wir eignen uns diese Welt an. Das geschieht bei verschiedenen Individuen auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlicher Intensität und Weite oder Tiefe. Da wir nicht im Stande sind, alles, was diese Welt ausmacht, zu erfahren und zu verarbeiten, haben verschiedene Individuen verschiedene Vorstellungen von dieser Welt.
Wenn wir diese Aneignung als kreativ bezeichnen, dann sind wir alle kreativ. Aber wir fügen dieser Welt nichts hinzu, was die Möglichkeiten dieser Welt übersteigt. Somit ist niemand kreativ. Aber eben jenes ‚Etwas Neues Schaffen’ ist umgangssprachlich gemeint, wenn von Kreativität die Rede ist. Mancher hat eine Idee. Um sie umzusetzen, braucht er die Welt. Und Schluss ist mit der Kreativität. Fruchtbar ist das Zusammentreffen von verschiedenen Bildern, Beschreibungen der Welt. Tauscht man sich hier aus, kann das sehr erfreulich und bereichernd sein. Kreativ ist das nicht. Kreativ zu sein, behaupten nur solche, die ein sehr begrenztes Bild von den unbegrenzten Möglichkeiten haben. Somit ist derjenige, der sich selbst als kreativ bezeichnet, ein Begrenzter. Da wir alle die sträfliche Scheuklappen-Tour durch Schule und Studium, Religion und andere Erziehungsmaßnamen erlitten haben, sind wir zwar in der Lage, uns miteinander zu unterhalten, aber haben Vieles ausgeklammert. Das kollektiv.