An allen Ecken und Enden der aktuellen Politik geht es um Reformen. So wird gesagt. Was wirklich passiert, ist ein wenig Kosmetik, oft eine weitere Komplizierung der Gesetzgebung anstatt des lange notwendigen Schlags mit dem Schwert durch den gordischen Knoten. Weiß man nicht mehr weiter, werden Kommissionen eingesetzt. .
Ist eine Kommission eingesetzt, hat die Politik eine ganze Weile Ruhe, die Damen und Herren können sich zurücklehnen und vielleicht sogar Ferien machen.
So sah das auch ein hier fiktiver Politiker hohen Ranges, den wir weder einer Partei noch einem Ressort zuordnen wollen. Dieser suchte des Volkes Nähe und wollte mal so richtig Grundsätzliches, Basisnahes in seinen Ferien erleben und buchte einen Urlaub auf dem Bauernhof.
Dort wurde er mit allem Respekt aufgenommen, bekam das von ihm gewünschte heugefüllte Bett und ein deftiges Abendbrot. Am nächsten Morgen stand er bei Sonnenaufgang in der Stube und überraschte den Bauern mit dem Wunsch, irgendeine Arbeit übernehmen zu wollen, die auf dem Bauernhof gerade anläge.
Der Bauer war etwas verlegen. Was sollte er so einem schon als Aufgabe übertragen. So einer hatte doch von Nichts eine Ahnung. Schließlich entschied er sich, nachdem der Gast nochmals seinen Wunsch bekräftigt hatte, ihn Holz hacken zu lassen.
Er zeigte ihm in einer Ecke des Hofes einen Holzstamm, der schon in entsprechende Stücke zersägt war. Es ging darum, aus den runden Stammstücken nutzbare Scheite zu schlagen und diese zu stapeln. Er machte dem Politiker vor, wie meine einen Keil ansetzt und damit die Stammstücke erst einmal in solche Stücke spaltet, die dann mit der Axt zu handlichen Scheiten zu schlagen waren und wie man diese dann an der Hauswand stapelt. Und er verschwand mit seinen Knechten in Richtung Tagwerk auf einem entfernten Acker und dachte bei sich: „Wenn der ein Stammstück zerkleinert hat, ist der so fertig, dass er für immer die Schnauze voll hat.“
Umso erstaunter war er, als er am Abend heimkam und alle Holz in Scheite geschlagen und diese sauber an der Hauswand gestapelt sah. Er rieb sich die Augen, als er den Politiker fröhlich grinsend seine Hände reiben sah und hörte, wie dieser sagte: „Das hat Spaß gemacht. Endlich konnte ich mich mal so richtig austoben. Und ich weiß, was ich getan habe. Ein gutes Gefühl.“
Am nächsten Morgen stand er wieder in aller Frühe in der Stube und verlangte nach einer weiteren Arbeit. Der Bauer überlegte. Nach dem anstrengenden gestrigen Tag, musste etwas weniger Anstrengendes her. Ja, im Keller waren doch noch die Kartoffeln, die es zu sortieren galt. Einige entsprachen nicht mehr der Verkaufsqualität. Die mussten aussortiert werden.
Er zeigte also dem Politiker den großen Haufen Kartoffeln und erklärte die Aufgabe, nicht ohne ihm einen großen Pott Kaffee und zwei Flaschen besten Rotwein mit runter in den Keller zu geben.
Als er am Abend nach Hause kam, war von dem Politiker nichts zu sehen. Also schaute er in den Keller, was dieser da wohl vollbracht hatte. Wieder war er überrascht. Aber diesmal nicht vom getanen Tagwerk. Denn er sah den Politiker grübelnd, in jeder Hand eine Kartoffel haltend dasitzen. Der Boden war übersäht mit zerdrückten Zigarettenkippen. Der Kaffeepot war leer. Der Rotwein unberührt. Keine einzige Kartoffel war sortiert.
“Das versteh ich jetzt nicht. Nein, nein, es ist nicht schlimm, dass Sie Nichts geschafft haben. Schließlich sind Sie ja nicht wegen der Arbeit hier sondern mein Gast. Gestern hatten Sie eine wirklich schwere Arbeit und haben da Erstaunliches geleistet. Und heute, eine viele leichtere Arbeit und kein Ergebnis“, sagte der Bauer.
„Ja, wissen Sie, hier gilt es, eine Entscheidung zu treffen“ meinte der Politiker.