Folter

Gut dass mich mein ausgedehnter Mittagsschlaf wach hinterlassen hat und ich die nächste Schlafphase um Stunden verschieben kann. Die Uhr zeigt 02:00h an. Es herrscht tiefe Nacht. Seit drei Stunden fährt in halbstündigem Abstand jeweils ein Schienenschleiffahrzeug über die Straße, macht einen Höllenlärm und lässt das Haus erbeben. Jede halbe Stunde, also jene Zeit, die der aufgeschreckte Schläfer braucht, um sich seiner Vollkommenheit zu vergewissern, sich wohlig in die Kissen zu kuscheln und selig in Morpheus’ Armen dahin zu dämmern.
Wenn morgen früh ungewöhnlich viele Unfälle passieren, der Nachbar grantig seine Brötchen einkauft, die Bäckereifachverkäuferin nicht zwischen dem Leinsamenbiobrot und dem Steinofenkrustenbrot unterscheiden kann, die Menschen in der Straßenbahn rummuffeln und die kesse Blonde diesmal wesentlich zu viel Parfum auf ihre Klamotten gesprüht hat, wisst ihr um den Schuldigen.