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Channel: Richard Gleim – gnogongo
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Einmal im Jahr im Dreck pennen und Scheiße fressen, naja,….”

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Den Text aus dem Jahr 2002 fand ich gerade bei der Suche nach DEM Bild oder DEN zwei Bilder von Fehlfarben für meine Ausstellung. (Harte Arbeit. Ich habe hunderte davon) 

“Einmal im Jahr im Dreck pennen und Scheiße fressen, naja,….” 22.07.2002

Mit PAUL! hat sich im letzten Jahr ein neues Label gegründet, das sich zur Aufgabe gemacht hat, deutschsprachigen Bands eine Plattform zu bieten und die besten (deutschsprachigen, D.E.) Platten, die nicht mehr erhältlich sind, auf CD wiederzuveröffentlichen. Anfangen werden sie mit den Family 5 um Peter Hein und Xao Seffcheque (wir haben schon berichtet). Zunächst werden im August die frühen Werke („Das Brot der frühen Jahre “) und eine Tribute-CD veröffentlicht, im Herbst soll dann eine EP mit neuem Material Appetit auf die neue CD im nächsten Frühjahr machen.

Hein, der sich auch Janie Jones (unter diesem Namen hat er auch die Interviewfragen beantwortet) nennt, und Seffcheque waren in den späten Siebziger Jahren mit an der Spitze der deutschen Punk- und anschließenden New-Wave-Bewegung in Deutschland (speziell in Düsseldorf), die der deutschen Jugend erstmals das Gefühl vermittelte, dass jeder Musik machen kann, auch wenn er keinerlei musikalische Ausbildung besaß. In den Anfängen einfach ein eher persönlicher Gegenentwurf zu allen bekannten konservativen und scheinbar progressiven, aber ebenso erstarrten Lebensformen (die damaligen Überbleibsel der Hippie-Bewegung), wuchs sich diese Bewegung zu einem bundesweiten Phänomen aus, das sich auf Dauer ebenso wenig der kommerziellen Ausschlachtung (in diesem Fall die Neue Deutsche Welle) widersetzen konnte wie alternative Bewegungen zuvor oder danach.

Gut dokumentiert ist diese Zeit in dem Buch „Verschwende Deine Jugend“ von Jürgen Teipel , zu dem es auch eine gleichnamige DoCD gibt, die eine Menge Aufnahmen enthält, an denen Hein oder Seffcheque beteiligt waren. Außerdem findet zur Zeit in der Kunsthalle Düsseldorf bis zum 15. September noch eine Ausstellung unter dem Titel „Zurück zum Beton – Die Anfänge von Punk und New Wave in Deutschland 1977 – 82“ und Xao Seffcheque will zu dem Thema in 2003 einen Film in die Kinos bringen.

Seffcheque und Hein haben seit den frühen achtziger Jahren immer wieder zusammen mit der Family 5 Platten veröffentlicht und kleinere Konzertreihen bestritten. Während Xao inzwischen durch mehrere Drehbücher (Genaueres unter http://www.seffcheque.com ) in einem mehr oder weniger künstlerischen Umfeld sein Geld verdient, blieb Peter Hein bis heute seinem Angestelltenjob bei Rank Xerox treu, nimmt für Konzertreisen der Band Urlaub und entspricht so gar nicht dem weitläufig verbreitenden Bild eines Musikers. Und auch deshalb ist das folgende Interview interessant, Hein und Seffcheque verzichten größtenteils auf die mittlerweile auch bei Newcomern branchenüblichen Freundlichkeiten gegen alle und jeden, Plattheiten und (verlogenen) Floskeln, ohne dabei ganz zu vergessen die Werbetrommel zu rühren. Aber lest selbst (Xao verwendet keine Umlaute, das habe ich so stehen lassen):

bloom.de : Hallo zusammen, mit Jürgen Teipels Buch “Verschwende Deine Jugend” wurde eine in Vergessenheit geratene Episode deutscher Musikkultur wieder ins Rampenlicht gerückt, der deutsche Punk und New Wave der späten Siebziger, frühen Achtziger Jahre. Ihr beiden wart damals mittendrin, Peter Hein gilt als einer der Hauptinitiatoren der damaligen Bewegung und war laut einem meiner Bekannten damals auch eines der großen Idole. Wie war das für Euch, als Euch Teipel mit seinem Buchprojekt kontaktierte, was hat Euch bewogen daran mitzuwirken (im Gegensatz zu beispielsweise Tommi Stumpff, der die Mitarbeit verweigerte, weil er mit der damaligen Zeit komplett abgeschlossen hat)?

Janie : Nu, das war wie immer, wenn man mich anständig fragt, dann gibt’s vielleicht auch ne anständige Antwort, haha. Es war eigentlich nix weiter als noch ein Interview, absolut nichts besonderes. Und Tommi macht anscheinend keine Musik mehr, will in seiner neuen Position als Geschäftsmann wohl nicht plötzlich mit seiner Vergangenheit konfrontiert werden….

Xao : Mittlerweile ist die Zukunft, die wir nicht hatten, ja bereits Vergangenheit. Anyway – ich fand das skuril, dass sich jemand mit dieser Zeit beschaeftigte und mehrere Stunden mit mir darueber sprechen wollte. Es gab ja eine Menge zu erzaehlen; einiges fiel mir durch seine Nachfragen ueberhaupt erst wieder ein, anderes wollte ich schon laenger los werden, wieder anderes hatte ich verdraengt. Und ich hab natuerlich ueberhaupt nicht daran gedacht, dass dieses Buch, sollte es denn je erscheinen, andere als jene wenigen Leute erreichen wuerde, die ohnehin wissen, was ich denke. Es kam anders. Das ist gut so. Wenn diese Epoche eine Rehabilitation benoetigt, dann hat sie sie durch Teipels Buch in gewisser Weise bekommen. Zudem hat es viele Einzelne, die jeweils ein paar Teile eines gewaltigen Mosaikbildes besassen, dergestalt zusammen gebracht, dass ploetzlich ein zusammenhaengend strukturiertes Bild zu erkennen war – zumindest mit dem Abstand von mehr als 20 Jahren. Das ist unbestritten Juergen Teipels Verdienst. Darueber hinaus habe ich mich ehrlich gefreut, dass ein Mensch wie Franz Bielmeier alias Monroe in diesem Buch jener “stille Held” war, der er tatsaechlich ist. Und dass die Arschloecher sich endlich auch selbst als solche geoutet hatten. (Glaubten wohl auch nicht an den Erfolg des Buches.)

bloom.de: An der Schwelle zum großen Erfolg hast Du, Peter, damals seinen Abschied bei den Fehlfarben genommen, weil Du nie ein Rockstar werden wolltest, oder, wie es Tommi Stumpff in einem Interview ausdrückt, weil Du ewiger Punk sein wolltest. Wie siehst Du heute Deine damalige Entscheidung gegen den kommerziellen Erfolg? Was fühlst Du, wenn das jetzt alles wieder durch die Medien geht? Wenn Peter Hein als eine Art Märtyrer der damaligen Bewegung, der sich der damaligen Kommerzialisierung durch Verweigerung entzog, hochstilisiert und damit doch irgendwo zum Star wider Willen wird?

Janie : Ich stand nie an irgendeiner Schwelle. Ich hab die Fehlfarben aus rein egoistisch/persönlichen Gründen beim Stand von ca. 9000 verkauften Einheiten am Vorabend zu einer plötzlich von 3 Wochen auf 6 Wochen (oder so ähnlich kams mir zumindest vor) aufgeblähten Tour verlassen, Karneval 81 glaub ich. Da war von kommerziellem Erfolg oder so was nie die Rede. Davon abgesehen, kann mir mal jemand vormachen, wie man von den Anteilen an selbst 30000 verkauften Scheiben leben soll? Ich wollt ja auch noch bisschen was anderes machen im Urlaub, als FeFa-Konzerte….

bloom.de: In Teipels Buch erinnern sich eine Reihe Leute daran, dass der heutige “Punk”-Millionär Campino Dich früher sehr bewundert hat, einige behaupten gar, er hätte Dich kopiert….

Janie: Stimmt, er war ja auch ein netter. Hat’s ja auch manchmal zugegeben.

bloom.de : ….Wie siehst Du das selbst, wenn Du Campino damals und heute siehst, erkennst Du Dich da selbst wieder, habt Ihr eventuell sogar noch Kontakt zueinander?

Janie: Jou, allerdings hauptsächlich zufällig bei irgendwelchen Konzerten die uns zufällig beide interessieren. Dann begrüssen wir uns nett und unterhalten uns ein wenig über dies und das, ist eben auch ein völlig normaler (für jemand wie mich), okayer Typ, wie alle seine Bandkumpels auch. Die Musik ist etwas anderes. Und zur Ausstellungseröffnung (Kunsthalle Düsseldorf, D.E.) hat er angerufen, wäre gern dagewesen, hat alle grüssen lassen, fand ich sehr nett von ihm.

bloom.de : Oder steht Campino eventuell für genau das, was Du nie werden wolltest, eine Art Vorzeige-Punk (genannt der “Weizsäcker des Punk”), ein Rockstar und gern gesehener Fernseh-Talkgast , der ähnlich wie Westernhagen alle zwei Jahre die gleiche Platte mit neuen Texten veröffentlicht?

Janie : Naja, da könnte was dran sein. Aber da spielt auch mit, das ich für die Hosen-Ochsentour, die sie dahin gebracht hat, auch viel zu faul und bequem wäre. Einmal im Jahr im Dreck pennen und Scheiße fressen, naja, wenn man Spaß gehabt hat, ok. Aber nicht Tag für Tag, jahrelang.

bloom.de : Nach den Fehlfarben kamen dann Family 5, wo dann auch Xao mitwirkt, bis etwa 1990 gab es auch regelmäßige Veröffentlichungen, dann lange Jahre nichts außer Sampler-Beitragen zu Fußball-CDs (und dabei speziell zum Lieblingsverein der Toten Hosen: Fortuna Düsseldorf? Oder etwa doch Fortuna Köln?)

Janie : Nee, also bitte. Das wäre ja extrem-punking, wir sind doch keine Selbstmörder. Ausserdem hatten die Hosen zu der Zeit das stetig sinkende Fortunaschiff schon verlassen und waren Dauergäste der damals sehr erfolgreichen DEG, Eishockey, für so sehschwache Typen wie mich ist das nix…..

bloom.de : Xao ist in der Zeit mit mehreren Drehbüchern zu TV-Serien und Spielfilmen in Erscheinung getreten, was hast Du, Peter, in der Zeit gemacht?

Janie : Das gleiche wie immer, gearbeitet. Und als Band hatten wir eigentlich nur eine Pause eingelegt, von ca. 91 bis 93, danach haben Family 5 noch mal vier Jahre oder so gespielt, neue Stücke gemacht, Studio, aber als dann überhaupt niemand mehr die amtlichen Gagen zahlen wollte, und alle anderen in der Band plötzlich auch Berufe hatten, da ists dann eingeschlafen.

bloom.de: Und wie kamst Du, Xao, nach der Punk und New-Wave Zeit dazu, Drehbuchautor für Filme wie “Manta – Der Film” und TV-Serien wie “Doppelter Einsatz” und “Der Fahnder” zu werden. (Der Tagesspiegel fragte in diesem Zusammenhang vor zwei Jahren, “Was ist schief gelaufen in Ihrem Leben?”)?

Xao: In meinem Leben ist wahrscheinlich nicht mehr schief gelaufen als in anderen. Ich begehe auch nicht die Selbsttaeuschung wie z.B. Juergen Engler oder die Humpe-Sisters, dass ich meine heutige Taetigkeit als “aktuelle Form, Punk heute zu leben” verbraeme. Ich schreibe Drehbucher, weil ich das, wie sich herausstellte, kann und ich dafuer Geld bekomme. Und weil ich es lieber mache, als in der Papierfabrik oder in der Molkerei oder als Fahrbahnmarkierer oder Zeilenschreiber zu arbeiten (alles Jobs, die ich gemacht habe). Ich hab das uebrigens schon 1980 und 81 bei Filmen aus dieser Zeit getan (“Lastwagenkrieg”, “O.R.A.V. – Der Film”), und die ganze zweite Haelfte der 80er, also genau in der Hoch-Zeit mit Family 5. Ich wollte wie Janie vor allem mit der MUSIK unabhaengig bleiben – dafuer kann man ruhig mal ein paar Krimis schreiben. Ist fuer mich auch nicht ehrenruehriger, als pophistorische journalistische Betrachtungen anzustellen…

bloom.de: Es scheint mir, als hättet ihr sehr verschiedene Wege seit den frühen Achtzigern eingeschlagen, Peter als einfacher Angestellter bei Rank Xerox und Xao im Filmgeschäft, wenn auch nicht im Rampenlicht. Was verband Euch über die Jahre hinweg. War das nur die Band Family 5, die ja lange Jahre auch inkativ gewesen zu sein scheint, oder seht ihr Euch trotz Eurer unterschiedlichen Geschichten als Brüder im Geist? Oder seht ihr die Entwicklungen gar nicht als so unterschiedlich?

Xao : Gleichgesinntheit, gemeinsame Feinde, gemeinsame Ziele, gemeinsame Helden, Gewohnheit, oertliche Naehe. Und Freundschaft. Die entsteht am dauerhaftesten durch gemeinsame Schluesselerlebnisse. Janie hat sich vielleicht noch mehr Unabhaengigkeit bewahrt, nicht unbedingt oekonomisch, aber (gesamt-)kuenstlerisch. Wenn unsere Entwicklungen voellig unterschiedlich verlaufen waeren, wurden wir Ende September sicher nicht mehr zusammen auf Tour gehen. Und natuerlich darf ICH sagen, Hein ist eine Voll-Pflaume. Er darf das ja auch ueber mich sagen – und wir haben beide Recht. Aber wenn das jemand anders sagt, gibt^(1)s Aerger!

bloom.de : Damit will ich mal zur Gegenwart kommen. Wenn man im Internet nach Peter Hein sucht, findet man sowohl Ankündigungen zu einer Reunion der Fehlfarben mit Popkomm-Auftritt im August und Album im Spätjahr, als auch Family Five-Tour im September, neue EP im Spätjahr und neues Album Anfang 2003. Stimmt das alles (Volles Programm für Peter Hein? Rank-Xerox-Job doch nach all den Jahren an den Nagel gehängt?)? Könnt ihr da etwas Klarheit schaffen?

Janie : Wieso hör ich immer dieses „an den Nagel hängen“ (die nähe zur „Nadel“ ist mir da eh zu gefährlich……), um mal zwei Wochen paar arme Konzerte zu spielen und zwei Alben aufzunehmen muß ich doch nicht aufhören zu arbeiten. Dafür hat man doch Urlaub. Und nochmal, mach mir mal vor, wie man von den paar Öre leben soll.

bloom.de: Was hat Euch bewogen, eine neue Platte mit Family 5 zu machen, war Teipels Buch mit ausschlaggebend?

Janie : Vielleicht für Paul!, weiß ich nicht. Wir ziehen schon seit ca. drei Jahren mit den Songs über die Popkomm (bzw. Dirk vom Studio zieht) Und wir wollten immer das das mal fertig wird, aber der Dirk ist dann auch schwer erkrankt, ist alles eingeschlafen.

Xao: René und Frank, die beiden Jungs von PAUL! aus Wuppertal haben mich via e-mail kontaktiert und angeboten, alte Sachen von uns wieder zu veroeffentlichen. Haben sie auch gemacht: “Das Brot der fruehen Tage”, die Family 5-Sachen zwischen 81 – 85. Dann haben sie gleich noch einen Tribute-2-Family 5-Sampler gemacht, auf dem Subterfuge, Farin Urlaub, A CERTAIN FRANK, Uncle Ho und andere unsere Songs covern (uebrigens 3 versionen von “Schlaf der Vernunft “…). Und dann kam von ihnen die Idee mit der Tour, der naechsten CD, Video und was weiss ich noch. Wir hatten ja von 1997 an wieder kontinuierlich Songs aufgenommen (wir haben in der Zeit sicher auch noch an die 20 Auftritte gemacht!)

bloom.de: Was erwartet ihr für diese Platte?….

Janie: ????

bloom.de: ….Was erwartet den Hörer und die Zuschauer?

Janie: Family 5 Stücke!

Xao: Die CD “Wege zum Ruhm ” bringt Family 5-Typisches nach der Devise “Der Tradition verpflichtet, dem Neuen aufgeschlossen” oder noch simpler “Einfach aber grob!”, frei nach dem Motto: “FAMILY 5 – FICKEN, BUMSEN, BLAESER!”

bloom.de: Werden auf der Tour die alten Titel gespielt (“Japaner in Düsseldorf”, “Der Schlaf der Vernunft”) oder liegt das zu weit hinter Euch?

Xao: “Schlaf der Vernunft” ist noch im Programm, “Japaner” nicht mehr

Janie : Natürlich werden alte Titel gespielt, sind wir doch viel zu faul und schlecht zu, komplett neues Set einzuüben, hahaha. Haben wir ja nie gemacht, wir haben immer so nach und nach mal ein paar Stücke entsorgt, wenn die langweilig wurden, aber auch immer mal wieder nach ein paar Jahren mal was reaktiviert. Außerdem will ich selbst bei einem Konzert von einer Band, die ich halbwegs kenne, dass ich auch die Stücke kenne. Sehen wie die die live bringen und so. Natürlich nicht nur, es müssen schon immer Sachen dabei sein, die man nicht kennt. So wird’s wohl auch wieder werden. Und zum Glück können wir ja mangels Masse keine Greatest Hits Show spielen.

bloom.de: Beobachtet ihr die Musikszene in Deutschland?

Janie: Nein, ich hab von nix mehr ne Ahnung

Xao: Ich seh sie, wenn, dann im Fernsehen.

bloom.de : Ihr wart einstmals in vorderster Front dabei, in dieser Szene etwas zu bewegen, treiben Euch solche Gedanken auch heute noch an?

Xao: In dieser Szene nicht

Janie : Im Sinne von, man muß einfach den paar Leuten, die sich interessieren auch den Rücken stärken, und sie an der Hand nehmen und ihnen zeigen, hier, es gab immer schon gute Musik, davon spielen wir euch jetzt was vor. Die Covers eben. ;-)

bloom.de: Seid ihr (altersbedingt) ruhiger/gemäßigter geworden?….

Xao : Die meisten Kuenstler fangen als Brandstifter an und enden als Feuerwehrleute. Ich seh uns mehr wie Partisanen, die ihr Gebiet schon laenger kontrollieren, es jedoch nicht mehr ausdehnen konnten. Aber wenn die Regierung Schwaechen zeigen sollte, koennen wir nach wie vor zuschlagen und putschen! Also immer schoen vorsichtig bleiben!

bloom.de: ….Oder wollt ihr gar einfach einen Markt bedienen, der durch Teipels Buch plötzlich vorhanden zu sein scheint?

Janie: Natürlich!!! Haha, dein Leben als CD Händler sollte dir das eigentlich beantworten. Wir sind doch nicht DAF.

Xao: Beuys hatte schon proklamiert: “Nehmt was ihr kriegen koennt!” Wenn Teipel uns zusaetzliche Kundschaft bringt – gut so.

bloom.de: Kann man heute als Musiker überhaupt noch etwas bewegen oder sind Musiker nur noch mehr oder weniger kreative Lohnempfänger?

Janie: Das wird sich wohl im Lauf der letzten sechstausend Jahre nicht wesentlich geändert haben, es gibt sone und sone.

Xao: Musik hat heute nicht mehr diese Funktion wie frueher. Wir hoerten 1979 zum Beispiel “All Mod Cons” von THE JAM und dachten: So wie diese Musik moechten wir sein, so muss das Leben sein, so muss die Welt sein. Heute ist Musik nach wie vor fuer die Jugend essentiell, aber eher so wie Jeans, coole Drogen oder die richtigen Sportschuhe es sind. Es ist mehr aeussere Identifikation, nicht so sehr eine innere wie bei uns. Die Musiker, die diese Musik machen, sind logischerweise zwangslaeufig dazu passend.

bloom.de: Vor 25 Jahren spielten ja auch die Medien eine nicht unerhebliche Rolle, was die Botschaft des Punk betraf, ist es heute überhaupt noch denkbar, dass jemand wie Alfred Hilsberg Bands, die keinen Plattenvertrag haben, vielleicht gerade mal eine eigene Platte in 100er Auflage selbst veröffentlicht, und ihre Ideen dermaßen in einer großen Zeitschrift wie seinerzeit dem Sounds featured?

Janie : Ich denke schon, es müsste eben nur auch jemand mit dem Verve von Alfred sein, der sich in einer dieser Werbepostillen einfach eine Nische sucht. Die Anzeigen sind ja eh da, der redaktionelle Platz dient ja nur der Layoutgestaltung, wenn da mal einer was sagt, fällt das doch dem Verleger erst mal gar nicht auf.

Xao: Plattenmachen wurde ja nicht zuletzt durch Punk und natuerlich auch die Digitalisierung der Welt zu etwas so Populaerem, wie Fotografieren es in der Nachkriegszeit wurde: Zuerst exklusiv, dann bedingt erschwinglich, am Ende Pfennigsware. In der Tat kann jeder heute eine CD brennen. Oder Zehn. Oder hundert. Oder mehr. In diesen Dimensionen ist “Alfred Hilsberg” vermutlich nur noch das Etikett (“Label”), mit dem man zum Vertrieb gehen kann.

bloom.de: Denkt ihr, dass das Internet da alternative Möglichkeiten bietet?

Janie : Laut Anspruch schon, aber ich merk da nix von, ist mir alles zu wirr und kompliziert. Aber ich bin ja auch schon fast weit über 60, ich intressier mich für nix mehr und kann mir nix mehr merken. Aber ich denke, was wir uns damals in unseren Weltherrscherphantasien am meisten gewünscht haben, das war so was wie das Netz. Genausowas hätten wir gebraucht. Jetzt wo es das gibt, ist natürlich alles Kinderkacke, ist ja nur Kommerz und so, hahahaha.

bloom.de: Xao will im Frühjahr 2003….

Xao: …eher Sommer bis Herbst: Momentan ist das Geld nicht so leicht zu haben…

bloom.de : ….auch einen Film über die Düsseldorfer Punkszene Ende der 70er In die Kinos bringen. Daran arbeitest Du schon mindestens seit Ende 2000, zu der Zeit hat auch Teipel bereits an seinem Buch gearbeitet, hat da einer den anderen zu seinem Projekt inspiriert, oder ist das eher ein Zufall?

Xao : Die Idee hatten Janie und ich bereits 1995. Naiverweise hatten wir gedacht, wir schaffen den Film in 2 Jahren, zum 20. Punkjubilaeum. Jetzt kommt er eben zum 25. Deutschpunkgeburtstag, haha

Janie : Xao und ich haben 1995 im Sommer den ersten Entwurf für diesen Film geschrieben, zur Förderung eingereicht. Wir waren der abgefeimten Meinung, wenn wir uns 95, zwei Jahre vor der „Zwanzig Jahre Punk“ Feier das schon mal sichern, dann sind wir 97 ganz weit vorn. Xao läuft seitdem bis zur „Fünfundzwanzigjahrfeier“ hinter dem Geld her, hahaha. So viel zum auf Züge aufspringen!

bloom.de: Was erwartet uns in diesem Film, ist er mehr dokumentarisch oder rein fiktiv?

Xao : Der Film ist Fiktion, aber eben ein realistisches, teilweise biografisches bis autobiografisches Explosé zur Lage der Detonation in den spaeten 70ern. Man kann in der Fiktion ja auch viel realistischer sein, weil man die Dinge nicht an Konkretem messen kann, sondern nur an der eigenen Ein- und Vorstellung. Ganz Konkret. Concrete. Gleich Beton. Zurueck zum Beton eben…

bloom.de: Was erhofft Ihr persönlich für die Zukunft?

Janie Friede, Freude, Eierkuchen! Geht niemand was an!

bloom.de: Dann danke ich Euch beiden für die Zeit, die Ihr Euch für meine Fragen genommen habt? Alles Gute weiterhin

Dominik Engel

P.S.: Besprechungen der beiden PAUL! – CDs folgen bei bloom.de im August zur Veröffentlichung!

http://www.paulist.net – http://www.seffcheque.com – http://gesellschaftsinseln.de

 

Family 5 bestehen zur Zeit aus:

* Peter Hein – Vocals, Lyrics

* Xao Seffcheque – Guitar, Piano, Vocals, Composition, Arrangement, Producing

* Cptn. Nuss – Bass

* Der Junge – Drums

* Meki Tuerk – Trumpet, Backgroundvocals

* Hatty Graeber – Saxofon, Backgroundvocals

 


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